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waren bereits mehrere hundert Rinder
zusammengetrieben und auf halbem Weg zu
den Viehhöfen, wo die entwöhnten Kälber
261/317
gebranntmarkt und die Rinder für den
Verkauf ausgesucht werden sollten.
Nathan hatte Miranda beim Frühstück
erklärt, dass er auf seiner Farm ungefähr
sechsunddreißigtausend Rinder hatte, von
denen jedes Jahr sechstausend zum Verkauf
abtransportiert wurden. Die eigene
Nachzucht machte diese Zahl allerdings
mehr als wett. In verschiedenen Teilen der
Farm wurden Brahmans und English Short-
horns gezüchtet, aber diese hier, deren
Auftrieb Miranda jetzt beobachtete, waren
Africander, die auch in den trockensten Ge-
genden überleben konnten.
Es war ein unvergesslicher Anblick, wie
diese schönen rotbraunen Rinder in Scharen
über die endlose hellgelbe Grasebene jagten.
So ein Auftrieb hatte etwas Wildes, Ur-
sprüngliches an sich & jenen Hauch von Ge-
fahr, wenn der Mensch sich mit der Natur,
hier in Gestalt dieser unberechenbaren
Rinder, misst, die es die meiste Zeit des
262/317
Jahres gewohnt waren, ihrem eigenen Willen
zu folgen. Aber dem Ganzen haftete auch
eine wunderbare Choreografie an, wie Män-
ner und Maschinen am Boden und in der
Luft zusammenarbeiteten und allmählich,
durch lange Erfahrung geschult, die Ober-
hand über das scheinbar Unbezähmbare
gewannen.
Das ist Nathans Leben, überlegte Miranda,
tief beeindruckt. Und während sie gebannt
beobachtete, begriff sie auch, dass im Herzen
dieses Lebens dieses karge, weite Land
stand, das jedem, der darauf überleben woll-
te, eine gründliche Kenntnis seiner einz-
igartigen natürlichen Harmonie abverlangte.
Das Mittagessen nahmen sie am Flussufer
ein. Nathan pflegte offenbar einen lockeren,
entspannten Umgang mit seinen Viehhütern
und war in ihrer Gesellschaft gern gesehen.
Und auch Miranda wurde ohne großes Getue
akzeptiert. Über einem Lagerfeuer wurde ein
Topf mit Wasser für den Tee aufgesetzt.
263/317
Dann suchte man sich einen Platz im Schat-
ten der Bäume, aß Fladenbrot und kalten
Braten und fachsimpelte über den bisherigen
Verlauf des Auftriebs. Miranda saß nur sch-
weigend dabei und ließ die neuen Eindrücke
auf sich wirken.
Hier auf dem Boden hörte sie das Donnern
der Hufe und das Muhen der Rinder. Sie
roch und schmeckte den Staub der Herden.
Irgendwie kam ihr das Leben hier viel greif-
barer vor & eine seltsam berauschende
Erfahrung.
Die Mittagshitze brachte die Luft zum
Flimmern, und als Nathan aufstand und
damit das Ende der Mittagspause signalis-
ierte, umgab ihn eine flirrende Aura, die
seine Gestalt noch eindrucksvoller wirken
ließ. Er wandte sich Miranda zu und sah sie
so eindringlich an, als wollte er kraft seines
Willens ein Band mit ihr knüpfen, das über
das rein Physische hinausreichte.
264/317
Sein Reich hier im Outback war ebenso
karg wie schön, und Miranda spürte, dass er
sie mit diesem Blick fragte, ob sie ein Teil
davon sein könnte, ob sie dieses Land akzep-
tieren und damit leben könnte, wie er es tat.
Sie begriff in diesem Moment, dass es für sie
und Nathan keine gemeinsame Zukunft
geben könnte, wenn sie diese Frage nicht aus
ganzem Herzen bejahen konnte. Es war un-
möglich, eine Ehe nur auf sexueller An-
ziehung aufzubauen falls Nathan wirklich
ernsthaft an eine Heirat mit ihr dachte.
Dieses Land hier nahm den ersten Platz in
Nathans Leben ein, und wenn sie dies nicht
mit ihm teilen konnte, hatte sie nicht ver-
standen, was ihn zu dem Mann machte, der
er war.
Zeit, wieder aufzubrechen , sagte er nur
und hielt ihr eine Hand hin, um ihr auf die
Füße zu helfen.
Er fragte sie nicht, ob sie müde sei und vi-
elleicht lieber in dem Camp am Flussufer
265/317
bleiben wollte. Indem sie seine Hand nahm,
bewies sie ihre Bereitschaft, da zu sein, wo er
war, seine Art zu leben aus erster Hand zu
beobachten, um dann zu beurteilen, ob sie
hineinpasste. Miranda begriff dies intuitiv,
aber vor allem spürte sie die Kraft und
Wärme, die von seiner Hand ausging und ihr
ein erregendes Gefühl der Verbundenheit
vermittelte.
Hand in Hand gingen sie zum Hubs-
chrauber zurück, und Miranda hatte das Ge-
fühl, wie auf Wolken zu schweben. Seit
gestern Abend war Nathan ihr freundlich,
aber betont sachlich begegnet, was sie sehr
verunsichert hatte. Es war fast so, als würde
er die Leidenschaft, die sie miteinander
geteilt hatten, verleugnen, und sie war sich
nicht sicher gewesen, ob er ihr dadurch nur
die Gewissheit geben wollte, an diesem
Wochenende keinerlei sexuellen Druck auf
sie auszuüben, oder ob er jede weitere
Entscheidung davon abhängig machen
266/317
wollte, ob er für ihre Beziehung überhaupt
eine Zukunft sah.
Nathan King würde ihr keine falschen Ver-
sprechungen machen, daran zweifelte Mir-
anda nicht. Aber seine Hand sagte ihr, dass
er sie wollte daran hatte sich nichts
geändert. Miranda konnte der Versuchung
nicht widerstehen, den Daumen zart über
seinen Handrücken gleiten zu lassen.
Nathan sah sie fragend an. Du warst
vorhin so still beim Mittagessen.
Ich wollte nicht stören.
Ich möchte nicht, dass du dich wie ein
Störenfried fühlst, Miranda.
Das tue ich auch nicht. Aber ich wollte
einfach nur zuhören und alles auf mich ein-
wirken lassen.
Und? Was meinst du? , erkundigte er
sich forschend.
Ich meine, dass jede Frau, die versuchen
würde, dich von alldem zu trennen, blind,
taub und dumm sein müsste, weil sie nicht
267/317
erkennt, dass dies dein Leben ist und du un-
trennbar damit verbunden bist.
Ein kleines Lächeln huschte über sein
Gesicht. Und? Findest du das
abschreckend?
Nein. Es macht mich neugierig darauf,
alles über dich und dieses Leben zu er-
fahren , antwortete sie ehrlich.
Er betrachtete sie einen Moment lang
nachdenklich und atmete dann tief ein.
Nun, ich denke, ich werde es merken, wenn
sich deine Neugier in Langeweile verwandelt.
Ich habe bereits einige Erfahrung darin, die
Anzeichen zu erkennen.
Aus diesen Worten sprach eine so tief em- [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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waren bereits mehrere hundert Rinder
zusammengetrieben und auf halbem Weg zu
den Viehhöfen, wo die entwöhnten Kälber
261/317
gebranntmarkt und die Rinder für den
Verkauf ausgesucht werden sollten.
Nathan hatte Miranda beim Frühstück
erklärt, dass er auf seiner Farm ungefähr
sechsunddreißigtausend Rinder hatte, von
denen jedes Jahr sechstausend zum Verkauf
abtransportiert wurden. Die eigene
Nachzucht machte diese Zahl allerdings
mehr als wett. In verschiedenen Teilen der
Farm wurden Brahmans und English Short-
horns gezüchtet, aber diese hier, deren
Auftrieb Miranda jetzt beobachtete, waren
Africander, die auch in den trockensten Ge-
genden überleben konnten.
Es war ein unvergesslicher Anblick, wie
diese schönen rotbraunen Rinder in Scharen
über die endlose hellgelbe Grasebene jagten.
So ein Auftrieb hatte etwas Wildes, Ur-
sprüngliches an sich & jenen Hauch von Ge-
fahr, wenn der Mensch sich mit der Natur,
hier in Gestalt dieser unberechenbaren
Rinder, misst, die es die meiste Zeit des
262/317
Jahres gewohnt waren, ihrem eigenen Willen
zu folgen. Aber dem Ganzen haftete auch
eine wunderbare Choreografie an, wie Män-
ner und Maschinen am Boden und in der
Luft zusammenarbeiteten und allmählich,
durch lange Erfahrung geschult, die Ober-
hand über das scheinbar Unbezähmbare
gewannen.
Das ist Nathans Leben, überlegte Miranda,
tief beeindruckt. Und während sie gebannt
beobachtete, begriff sie auch, dass im Herzen
dieses Lebens dieses karge, weite Land
stand, das jedem, der darauf überleben woll-
te, eine gründliche Kenntnis seiner einz-
igartigen natürlichen Harmonie abverlangte.
Das Mittagessen nahmen sie am Flussufer
ein. Nathan pflegte offenbar einen lockeren,
entspannten Umgang mit seinen Viehhütern
und war in ihrer Gesellschaft gern gesehen.
Und auch Miranda wurde ohne großes Getue
akzeptiert. Über einem Lagerfeuer wurde ein
Topf mit Wasser für den Tee aufgesetzt.
263/317
Dann suchte man sich einen Platz im Schat-
ten der Bäume, aß Fladenbrot und kalten
Braten und fachsimpelte über den bisherigen
Verlauf des Auftriebs. Miranda saß nur sch-
weigend dabei und ließ die neuen Eindrücke
auf sich wirken.
Hier auf dem Boden hörte sie das Donnern
der Hufe und das Muhen der Rinder. Sie
roch und schmeckte den Staub der Herden.
Irgendwie kam ihr das Leben hier viel greif-
barer vor & eine seltsam berauschende
Erfahrung.
Die Mittagshitze brachte die Luft zum
Flimmern, und als Nathan aufstand und
damit das Ende der Mittagspause signalis-
ierte, umgab ihn eine flirrende Aura, die
seine Gestalt noch eindrucksvoller wirken
ließ. Er wandte sich Miranda zu und sah sie
so eindringlich an, als wollte er kraft seines
Willens ein Band mit ihr knüpfen, das über
das rein Physische hinausreichte.
264/317
Sein Reich hier im Outback war ebenso
karg wie schön, und Miranda spürte, dass er
sie mit diesem Blick fragte, ob sie ein Teil
davon sein könnte, ob sie dieses Land akzep-
tieren und damit leben könnte, wie er es tat.
Sie begriff in diesem Moment, dass es für sie
und Nathan keine gemeinsame Zukunft
geben könnte, wenn sie diese Frage nicht aus
ganzem Herzen bejahen konnte. Es war un-
möglich, eine Ehe nur auf sexueller An-
ziehung aufzubauen falls Nathan wirklich
ernsthaft an eine Heirat mit ihr dachte.
Dieses Land hier nahm den ersten Platz in
Nathans Leben ein, und wenn sie dies nicht
mit ihm teilen konnte, hatte sie nicht ver-
standen, was ihn zu dem Mann machte, der
er war.
Zeit, wieder aufzubrechen , sagte er nur
und hielt ihr eine Hand hin, um ihr auf die
Füße zu helfen.
Er fragte sie nicht, ob sie müde sei und vi-
elleicht lieber in dem Camp am Flussufer
265/317
bleiben wollte. Indem sie seine Hand nahm,
bewies sie ihre Bereitschaft, da zu sein, wo er
war, seine Art zu leben aus erster Hand zu
beobachten, um dann zu beurteilen, ob sie
hineinpasste. Miranda begriff dies intuitiv,
aber vor allem spürte sie die Kraft und
Wärme, die von seiner Hand ausging und ihr
ein erregendes Gefühl der Verbundenheit
vermittelte.
Hand in Hand gingen sie zum Hubs-
chrauber zurück, und Miranda hatte das Ge-
fühl, wie auf Wolken zu schweben. Seit
gestern Abend war Nathan ihr freundlich,
aber betont sachlich begegnet, was sie sehr
verunsichert hatte. Es war fast so, als würde
er die Leidenschaft, die sie miteinander
geteilt hatten, verleugnen, und sie war sich
nicht sicher gewesen, ob er ihr dadurch nur
die Gewissheit geben wollte, an diesem
Wochenende keinerlei sexuellen Druck auf
sie auszuüben, oder ob er jede weitere
Entscheidung davon abhängig machen
266/317
wollte, ob er für ihre Beziehung überhaupt
eine Zukunft sah.
Nathan King würde ihr keine falschen Ver-
sprechungen machen, daran zweifelte Mir-
anda nicht. Aber seine Hand sagte ihr, dass
er sie wollte daran hatte sich nichts
geändert. Miranda konnte der Versuchung
nicht widerstehen, den Daumen zart über
seinen Handrücken gleiten zu lassen.
Nathan sah sie fragend an. Du warst
vorhin so still beim Mittagessen.
Ich wollte nicht stören.
Ich möchte nicht, dass du dich wie ein
Störenfried fühlst, Miranda.
Das tue ich auch nicht. Aber ich wollte
einfach nur zuhören und alles auf mich ein-
wirken lassen.
Und? Was meinst du? , erkundigte er
sich forschend.
Ich meine, dass jede Frau, die versuchen
würde, dich von alldem zu trennen, blind,
taub und dumm sein müsste, weil sie nicht
267/317
erkennt, dass dies dein Leben ist und du un-
trennbar damit verbunden bist.
Ein kleines Lächeln huschte über sein
Gesicht. Und? Findest du das
abschreckend?
Nein. Es macht mich neugierig darauf,
alles über dich und dieses Leben zu er-
fahren , antwortete sie ehrlich.
Er betrachtete sie einen Moment lang
nachdenklich und atmete dann tief ein.
Nun, ich denke, ich werde es merken, wenn
sich deine Neugier in Langeweile verwandelt.
Ich habe bereits einige Erfahrung darin, die
Anzeichen zu erkennen.
Aus diesen Worten sprach eine so tief em- [ Pobierz całość w formacie PDF ]