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umzuschauen. Tatsächlich waren mehrere Menschen auf der
Straße stehen geblieben und starrten zu ihnen hin.
„Komm", sagte Adam, „kürzen wir den Weg durch den Park
ab."
Schweigend überquerten sie die Hauptstraße und gingen im
Schatten der Bäume zu einer Bank in der Nähe einer mächtigen
Kiefer.
Adam blickte Hannah traurig an. „Tammy und Brian sind ver-
liebt. Aber du musst wissen, dass ihre Zuneigung füreinander
sehr ... sehr unschuldig ist."
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„Das kann doch nicht dein Ernst sein." Hannah mied Adams
Blick. Das Einzige, was sie Adams Worten entnommen hatte,
warf sie beinahe um.
Verliebt!
„Sag mir jetzt bloß nicht, dass du die Vorstellung meiner Sch-
wester unterstützt, sich auf eine ernsthafte Bezie hung
einzulassen."
Adams Schweigen beantwortete Hannahs Frage.
„Adam ..." Sie wusste nicht mehr, was sie dazu sagen wollte,
und schüttelte den Kopf.
Sie versuchte es noch ein weiteres Mal. „Meine Schwester ist
zwar vierundzwanzig, aber sie ist geistig nicht einmal auf der
Ebene eines Teenagers. Du selbst hast zugegeben, dass der junge
Mann, von dem du annimmst, er sei in Tammy verliebt, unter
leichten Behinderungen leidet. Du kannst doch nicht glauben ..."
Sie biss sich, auf die Lippen. „Sie sind einfach nicht fähig,
richtige Entscheidungen zu treffen. Was, wenn?"
Panik ergriff sie, während sie an all die Probleme und Komp-
likationen dachte, die solch eine Verbindung mit sich bringen
konnte.
„Wir können nicht erlauben, dass das so weiter geht."
Adam lehnte sich gegen die Rücklehne der Bank und stützte
nachdenklich das Kinn zwischen Zeigefinger und Daumen. Die
Gedanken kreisten in seinem Kopf.
„Versuchst du, mir zu sagen", fragte er, „dass zwei mensch-
liche Wesen, die leider ein wenig geistig behindert sind, es nicht
verdienen, die Liebe kennen zu lernen?"
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Eine höchst problematische Frage, die Hannah nicht zu disku-
tieren beabsichtigte. Ihr einziges Bestreben war es, das zu tun,
was ihr für Tammy das Beste schien.
„Dieses Problem", begann sie, „ist viel komplizierter als ..."
„Oder könnte es vielleicht sein", fuhr Adam fort, indem er
Hannah einfach unterbrach,
„deine Abneigung gegen Tammys
romantische Beziehung mit Brian hat weniger mit dem geisti-
gen Status deiner Schwester zu tun, als mit der Tatsache, dass
deine Schwester einen Mann in ihrem Leben gefunden hat?"
„Wovon sprichst du überhaupt?", fuhr Hannah ihn an und
richtete sich empört auf.
„Du mit deinem so wichtigen Job da oben im Norden", höhnte
Adam. „Du bist eine unabhängige Frau und hegst einen Groll ge-
genüber allen weiblichen Wesen, die gern von einem Mann ab-
hängig sein wollen."
„Das ist ja lächerlich."
Aber dann ging Hannah plötzlich in sich. Was er gesagt hatte,
klang nicht ganz abwegig. Warum soll ich mir die Wahrheit
nicht eingestehen, überlegte sie. Er ist aber auf jeden Fall auf
dem Holzweg, wenn er meint, ich ärgere mich über diese
Frauen.
Sie war allerdings immer stolz auf sich gewesen, weil sie eine
unabhängige Frau war, und da war es doch sicher richtig, wenn
sie sich dasselbe auch für ihre Schwester wünschte. Nur, warum
empörte seine Bemerkung sie so? Und warum ließ sie sich über-
haupt dadurch provozieren?
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Weil es Adam gelungen war, Hannahs Prinzipien lächerlich zu
machen, obwohl er diese eigentlich teilte. Als wäre etwas falsch
an ihrer Lebensauffassung.
Sie sprang von der Bank auf. „Ich werde hier nicht länger
sitzen und zusehen, wie du dich wie ein Psychologe verhältst. Du
bist der Letzte, dem ich Einlass in meine Gefühlswelt gestatte."
Hannah fühlte die weichen Tannennadeln unter ihren Füßen,
als sie sich zum Gehen wandte. Aber sie drehte sich noch einmal
um. „Wann zum Teufel kommst du und streichst mein Haus?",
fragte sie. „Du hast versprochen, Anfang der Woche damit zu be-
ginnen. Jetzt haben wir bereits Donnerstag. Wo ich herkomme,
liegt Donnerstag am Ende der Woche."
Adam blickte sie eiskalt an. Als Hannah seinen Blick er-
widerte, fand sie, es tat ihr gut, ihn darauf aufmerksam zu
machen, dass er sein Wort gebrochen und sie im Stich gelassen
hatte.
„Mrs. Blakes Garten ist der letzte Job auf meiner Liste",
erklärte Adam scharf. „Ich kann morgen zu dir kommen."
„Gut. Ich warte dann gleich morgen früh auf dich."
„Der Vormittag ist besetzt", informierte Adam sie gelassen.
„Ich komme am, Nachmittag."
Hannah hätte am liebsten erneut protestiert, drehte sich al-
lerdings nur auf dem Absatz um und ging zu ihrem Wagen.
Seit dem letzten Gespräch mit Adam, waren Nervosität und
Besorgnis Hannahs ständige Begleiter. Hat er Recht, überlegte
sie.
War
irgendetwas
falsch
an
ihrem
Streben
nach
Unabhängigkeit?
Nein, wiederholte sie sich jedes Mal. Selbstverständlich war
daran nichts falsch.
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Tammy und Brian saßen am Küchentisch und unterhielten
sich. Hannah arbeitete an der Wand der vorderen Veranda, von
wo aus sie den jungen Mann durch das Fenster sehen konnte.
Jetzt, nachdem sie über Tammys Freund informiert war, hielt es
ihre Schwester nicht mehr für erforderlich, ihre Zusammenkün-
fte mit Brian zu verheimlichen.
Obgleich Hannah sich wünschte, den Freund ihrer Schwester
nicht zu mögen, musste sie zugeben, dass sie Brian für einen gut
erzogenen, wenn auch ein wenig schüchternen jungen Mann
hielt. Und er ging erstaunlich sanft mit Tammy um.
Hannah hatte die letzte halbe Stunde damit verbracht,
Farbreste von dem Verandaboden aufzuwischen und die beiden
jungen Leute dabei heimlich zu beobachten. Sie war erstaunt
von der tiefen Zuneigung, die sie inzwischen für Tammy
empfand.
Sie war nach Little Haven gekommen, um für eine Schwester,
die sie nicht kannte, das Bestmögliche zu tun. Und nun ent wick-
elte sie neue, komplizierte Gefühle, die man schon beinahe müt-
terlich nennen konnte.
Ein Blick auf ihre Armbanduhr zeigte ihr, dass sie noch eine
Stunde auf Adams Kommen warten musste. Innerlich kochte sie
vor Wut, wenn sie darüber nachdachte, wie lässig er seine Arbeit
betrachtete. Dem Mann schien es an Ehrgeiz zu fehlen. Wie
wollte er im Leben vorwärts kommen?
Sie ärgerte sich über ihn, weil er das Streichen ihres Hauses
ans Ende seiner Liste gestellt hatte. Und sie nahm es sich übel,
dass sie sich zu solch einem ... Faulpelz hingezogen fühlte.
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„Ich habe lange genug gewartet", murmelte sie vor sich hin.
Sie war nicht einmal sicher, ob er - wie versprochen - am Nach-
mittag aufkreuzen würde.
Hannah ging ums Haus herum zu dem Schuppen und fand [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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